Eigentlich wollte ich mich dieses Jahr aus der Löwenzahn-Sache raushalten - wäre ich doch nur standhaft geblieben 😂. Ich habe doch noch so viele andere Seifen, die ich zeigen möchte. Als ich aber neulich in der freien Natur spazieren war, kam ich an einem Blütenmeer von Löwenzahn vorbei. Bei solch prächtigen und dicken Blüten konnte ich der Versuchung kaum widerstehen. Glücklicherweise habe ich bei meinen Erkundungstouren immer ein kleines Sammelsäckchen dabei - genau für solche Fälle. Also habe ich mein Säckchen randvoll mit Löwenzahnblüten befüllt und bin schnell nach Hause.
Die Löwenzahnkatastrophe
Die Löwenzahn-Seife im letzten Jahr war wirklich hübsch und hat sich fabelhaft gewaschen. Ich wollte dieses Jahr allerdings mehr und eine festere Seife produzieren.
Spannend war für mich dabei die Verarbeitung von Sojawachs - quasi eine Premiere. Ich hatte keinerlei Ahnung, was mich erwartet und wie ich am besten vorgehen sollte. Dementsprechend habe ich zuerst die festen Fette ganz normal geschmolzen und dann die flüssigen Öle, kalt wie sie waren, dazugegeben. Interessanterweise ist erst einmal nichts passiert. Die Fettmenge war bei 35° klar und gelöst. Ich habe mein Bratenthermometer bemüht und einfach mal abgewartet, wann die Masse beginnt einzutrüben. Bei 30°C schien mir das Ganze noch klar, bei 29° ging es dann los. Das habe ich mir sogleich notiert. Ich war auch nicht weiter überrascht, denn aus meiner Rührerfahrung weiß ich, dass die Schmelzpunkte fester Fette durch die Mischung mit flüssigen Ölen niedriger werden. Ich habe die Mischung dann aber noch mal erhitzt, damit ich keinen "False Trace" erleide. Bei 56°C war alles wieder klar. Nun habe ich aber etwas Zeit benötigt, um die restlichen Zutaten noch vorzubereiten und die Lauge war auch noch viel zu warm. Als ich so vor mich hinarbeitete sah ich im Augenwinkel, dass die Fettmasse schon wieder eintrübte, dieses Mal aber schon bei 39°C. Meine Fragezeichen waren groß. Also erhitze ich noch mal und wartete wieder. Das Eintrüben vollzog sich um die 40°C.
Schließlich habe ich dann bei 45°C (Fettmischung und Lauge) losgelegt. Ich hatte die Erwartungshaltung, dass die frische Seife mit Sojawachs rapide andicken würde. Aus diesem Grund habe ich die Farbe und das PÖ direkt in die geschmolzenen Fette und Öle püriert, damit ich den frischen Leim möglichst schnell in die Form geben konnte, falls sich meine Annahme bewahrheitet. Allerdings ist nichts Aufregendes passiert. Ich pürierte und rührte und pürierte und rührte und pürierte noch mal länger - alles easy. Dann zog der Leim gemächlich an und ich formte ein.
Die Idee zum Topping habe ich, frech, wie ich bin, bei Moja geklaut. Ich fand es bei ihrer Mandelmohnseife so sagenhaft mondän. Also habe ich mir den gezahnten Teigschaber geschnappt und bin durch den Seifenleim gefahren. Das ging herrlich. Da meine Löwenzahnblüten noch nicht genug getrocknet waren, habe ich mir mit getrockneten Ringelblumenblütenblättern beholfen. Das sind ja schließlich auch Asteraceae und somit bleibt es wenigstens in derselben Pflanzenfamilie.
Die Seife sah von außen wunderbar sonnengelb aus. Ich rieb mir, bei einem verschmitzten Grinsen, schon die Hände und wusste gleich, dass sich mein hübscher Sonnenstempel auf dieser Seife ganz hervorragend machen würde. Voller Vorfreude schnitt ich die Seife am nächsten Tag auf und … MÖÖÖÖP 🤨🤨😫😢🤯 … ein dicker fetter dunkler Gelkern. Man war ich sauer. Nix mit makelloser sonnengelber Löwenzahnseife. Den Stempel habe ich trotzdem wutentbrannt in die Seife gehämmert, um dann alles stehen und liegen zu lassen 😤.
Ich dachte: "Schau sie dir morgen noch mal an, schlimmer kann es schon nicht mehr werden!". Weit gefehlt - da gehe ich am nächsten Morgen in mein Seifenlabor und alle Stücke haben einen hellen Fleck, und zwar genau da, wo ich den mit Alkohol besprühten Stempel reingehauen habe 😱.
Also da hab ich mir nur noch an den Kopf gefasst und war sprachlos - Unverschämtheit. Naja, in meiner Verzweiflung habe ich alle Stücke noch mal triefnass mit Alkohol eingesprüht, in der Hoffnung der Effekt wäre reproduzierbar 😅. Dem war natürlich nicht so. Witzigerweise habe ich dann gesehen, dass sich auf der Rückseite auch solche hellen Stellen gebildet hatten und zwar genau in Form des Gelkerns - mysteriöser kann es kaum sein. Auf dem nachfolgenden Foto sieht man es sehr schön bei der linken Seife.
Erfreulicherweise, wäscht sie sich aber wirklich toll und hat eine aalglatte Haptik, was mir an der ganzen Misere doch noch was Gutes abgewinnen lässt. Auch meine selbst getrockneten Löwenzahnblüten sind mittlerweile perfekt und deshalb durften sie auch direkt mit auf die Fotos. Bei aller Schmach ist doch am wichtigsten, dass es eine gut schäumende und angenehme Seife geworden ist. Damit kann ich dann auch getrost leben und verabschiede mich an dieser Stelle. Ich wünsche Euch frohe Ostern, schönes Wetter und sage bis zur nächsten Seife.
Ganz liebe Grüße,
Eure Bettie
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Tina (Dienstag, 23 April 2019 07:59)
Liebe Bettie,
ich bin ganz verliebt in deine Löwenzahnseife auch wenn sie dir einigen Ärger
bereitet hat - ist sie einfach PERFEKT ❤❤❤ und wäre am Seifenverkaufsstand
deeer Renner!!! Das Topping habe ich bei Moja auch schon sehr bewundert und ich
finde es passt toll zur Löwenzahnseifenoptik ❤
Gut das ich im Moment nicht so oft "spicke" sonst würde mich der Löwenzahnseifen
RUN noch übermannen hihi....
Eine wundervolle Wochen dir!
TINA
❤ Bettie (Mittwoch, 24 April 2019 19:07)
Liebe Tina,
das ist sehr gnädig von dir ❤. Ich muss gestehen, dass mich das erste Anwaschen des Randstücks so ziemlich versöhnt hat mit der Optik - es ist ja schließlich Seife ;-) . Ich freue mich total, dass du mich mal wieder besucht hast und sage ganz herzlichen Dank für deine lieben und aufmunternden Worte❤❤❤.
Ich wünsche dir auch eine schöne Woche mit Sonnenschein und guter Laune.
Ganz liebe Grüße,
Bettie