Manchmal ist es schwierig den richtigen Zeitpunkt zum Stempeln einer Seife auszumachen. Stempelt man zu früh, zerquetscht man die Seife, oder es bilden sich die Ränder des Stempels ab, weil er zu tief eindringt. Stempelt man zu spät, braucht man rohe Gewalt, meist geht es dann nur noch mit dem Gummihammer und dann kann es immer noch sein, dass man die Seife verunstaltet.
Der richte Zeitrahmen zum Stempeln ist im Wesentlichen vom Rezept der Seife abhängig und natürlich von der Stempelmethode. Per Hand gestempelte Seifen sollten sicherlich noch etwas weicher sein, als Seifen, die mit dem Gummihammer gestempelt werden sollen. Ich habe mir ein einfaches Rezept ausgedacht, mit dem ich, je nach Herstellungsweise und Rahmenbedingungen, sowohl mit dem Hammer als auch mit der Hand stempeln kann.
Ich hatte die Testergebnisse vor einiger Zeit in der FB Gruppe von Soap Stamps 4 You geteilt und möchte sie der Vollständigkeit halber auch hier nochmal zu Besten geben.
Rezept
Das Rezept eignet sich sowohl für das HTCP-, als auch das RTCP-Verfahren. Entscheidet man sich für Letzteres, sollte man aber unbedingt beachten, dass es zu einem "false Trace" kommen kann, wenn die Mischung bis 21°C Raumtemperatur abkühlt. Bei 26°C konnte ich das Phänomen nicht beobachten. Da es sich um einen Test handelt, habe ich für die beiden folgenden Seifen, das gleiche Rezept verwendet. Für die Lauge empfehle ich unbedingt eine Flüssigkeitsmenge von 30% auf GFM, da das Palmöl sonst ein unkontrollierbares Andickverhalten zeigt.
Stempelmethode
Ich habe alle Stücke per Hand gestempelt. Dazu wurde der Stempel jedes Mal wirklich triefnass mit Isopropanol besprüht, auf die Seife gesetzt und zunächst mit zwei Fingern nur leicht angedrückt, sodass er sicher auf der Seife saß. Anschließend habe ich den Stempel mit der flachen Hand gefühlvoll eingedrückt. Durch leichte "Ruckelbewegungen" ließ er sich dann gut entfernen. Bis auf den Alkohol habe ich keine weiteren Hilfsmittel eingesetzt, also auch keine Plastikfolie oder Hammer.
Sex on the Beach
Die erste Seife wurde im HTCP-Verfahren gesiedet und mit dem PÖ „Sex on the Beach“ von Behawe beduftet. Das PÖ hat leider etwas schnell angedickt und geheizt, sodass die Seifen sogleich nach dem Einformen in eine Gelphase gegangen sind. Man sieht sehr schön wie das PÖ verfärbt, wenn man sich die unbeduftete Kontrollseife im Vergleich anschaut. Die Seifen sind mittlerweile dunkelbraun, duften dafür aber unverschämt gut.
Diese Charge konnte nach 18 Stunden problemlos aus der Form geholt werden. Der Stempeltest begann direkt nach dem Ausformen. Ich habe das erste Stück direkt nach dem Ausformen gestempelt und dann weiter im 30-Minuten-Takt bis 180 Minuten. Die Zeitpunkte sind auf den entsprechenden Fotos durch den kleinen rosa Notizzettel angegeben. Bitte nicht wundern, da ich die Fotos für die englisch sprachige Facebook-Gruppe gemacht hatte, sind die Notizen in Englisch, aber ich denke, das Prinzip wird trotzdem deutlich.
Wie man sehr schön sieht, sind die Ergebnisse zwischen 90 und 180 Minuten am schönsten. Bei der ersten Seife sieht man auch sehr gut, wie eine gegelte Seife splittern kann, wenn sie zu frisch ist.
Hagebutte-Malve
Diese Charge habe ich nach gleichem Rezept, allerdings im RTCP-Verfahren hergestellt. Eine gegelte Seife lässt sich schnell ausformen und ist in der Regel auch schnell fest genug, um gestempelt zu werden. Nun wollte ich aber eine besonders weiche Seife, um die Stempeleigenschaften abzuchecken. Daher habe ich diese Charge mit dem braven PÖ "Hagebutte-Malve" von Behawe beduftet. Natürlich habe ich auch hier zur Kontrolle ein Stück ohne Duft in die Form gegossen.
Ich wollte weiche Seife und die habe ich auch bekommen. Das Ausformen nach 18 h war überhaupt nicht möglich. Erst nach 36 Stunden konnte ich sie endlich befreien, um zu stempeln. Das Kontrollstück war dabei aber immer noch so dermaßen weich, dass es dabei komplett zerstört wurde. Gestempelt habe ich nach demselben Prinzip und zu den gleichen Zeitpunkten. Auch bei dieser Charge konnte ich die besten Ergebnisse im Zeitrahmen von 90 bis 150 Minuten erzielen.
Stempeln mit dem Gummihammer
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich von vielen Siederinnen und Siedern gelesen, die einen Gummihammer zum Stempeln benutzen. Weil ich nun gerade dabei war, wollte ich das auch noch probieren. Moja hatte dazu wundervoll gestempelte Seifen gezeigt, wobei sie einen Teil der Laugenflüssigkeit durch Sole ersetzt hatte. Das Rezept von Moja und die unglaublich hübschen Seifen findet ihr HIER. Zum Test habe ich ihr Rezept "Cream Dream" in leichter Abwandlung nachgesiedet und das gleiche PÖ „Soft Cashmere Silk“ von Scent Perfique verwendet. Die Seife war durch den Soleanteil nach 18 Stunden schön hart und konnte super ausgeformt werden. Gestempelt wurde zu den gleichen Zeitpunkten, wie zuvor, nur das dabei irgendwie fast jedes Stück ein Volltreffer geworden ist. 😜
Auch hier habe ich den Stempel zuvor triefnass mit Alkohol besprüht, ihn auf die Seife gesetzt und beherzt mit ein- zwei leichten Schlägen eingeklopft. Die Zeitpunkt-Zettel habe ich mir in diesem Fall gespart. Auf den Fotos seht ihr die Seifen der Zeitpunkte 90 bis 150 Minuten. Da es so wunderbar ging, habe ich die restlichen Stücke ebenfalls nach 150 Minuten gestempelt.
Nach diesen Seifen war klar: Der Gummihammer rockt! 😜 Mittlerweile stemple ich nur noch nach dieser Methode, denn sie funktioniert auch ganz hervorragend für weiche Seifen. Dazu habe ich HIER einen Artikel verfasst.
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Karina (Donnerstag, 04 April 2019 22:04)
Großes Kompliment, deine Seifen sehen toll aus! Deine Tipps sind extrem hilfreich, wenn man noch keine Erfahrung mit Stempeln hat. Interessieren würde mich noch, wo es die tolle Handschmeichlerform zu kaufen gibt, die du für deine Seifen verwendest. Die müssen ja unglaublich gut in der Hand liegen, oder?
Lg Karina
♥️ Bettie (Freitag, 05 April 2019 21:55)
Hallo liebe Karina,
Herzlichen Dank für das Kompliment und ich freue mich wenn die Tipps hilfreich sind. Die Handschmeichler gibt es mittlerweile bei Manske (https://www.manske-shop.com). Ich hatte meine damals über Aliexpress bestellt. Dort ist die Form zwar etwas günstiger, aber es dauert halt sehr lange bis sie da ist.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
Liebe Grüße,
Bettie