Divine

Missgeschicke und lästige "Klausheimsuchungen" härten ja eigentlich ab, sollte man meinen. Aber dieses Mal sind wirklich Dinge passiert, die ich selbst gar nicht glauben konnte. Ich wollte eigentlich einen Tall & Skinny Shimmy machen. Dabei sollte das eigentliche Muster nur durch zarte rote Linien angedeutet werden. Aus irgendwelchen Gründen war der Seifenleim aber zu dünn geraten. So sah ich schon beim Eingießen, dass zu schnell einsinkender Leim das Muster wohl zerstören wird. Das fand ich zunächst nun gar nicht schlimm, denn irgendein Muster wird schon dabei rumkommen und mit ein bisschen Glück wird es kein schlechtes sein, dachte ich mir. Ich ließ die Form erst einmal stehen, da der Leim noch so schwabberig war, dass eine zu große Bewegung noch mehr Schaden angerichtet hätte. 

Schon ein klein wenig enttäuscht begann ich alles aufzuräumen und wollte den Tisch abwischen. Als ich mit dem Lappen aus der Küche wiederkam, traf mich glatt der Schlag 😲. Die Endstücke meiner Acrylform grätschen weit ab, von den restlichen Teilen und ein beachtlicher Teil des frischen Seifenleims breitete sich langsam aber sicher auf meiner (zum Glück mit einer Silikonmatte geschützten) Arbeitsplatte aus. Ich blickte völlig verständnislos und entgeistert auf das schwarze Isolierband, das sich ganz gemächlich von der Acrylform löste und löste 😵. Als ich mich wieder gefasst hatte, griff ich beherzt in meine Werkzeugschublade und kramte sogleich ein anderes Isoband hervor, da ich glaubte, dass schwarze klebe nicht genug. Ich hatte nicht einmal Handschuhe an, da ich die im verdatterten Zustand gar nicht mehr beachtet habe. Kurzerhand umwickelte ich die gesamte Form so dermaßen mit Isoband, dass sie jeder ägyptischen Mumie Konkurrenz gemacht hätte 😅. Als das ganze Malheur unter Kontrolle gebracht war, stürmte ich schnurstracks ins Badezimmer, um meine Hände zu waschen. Blank, wie sie waren, haben sie auch etwas frischen Seifenleim abbekommen und das hat sich dann auch bemerkbar gemacht. Keine Sorge, meinen Händen geht es gut, alles noch dran. Nachmachen sollte das aber niemand.

Als der Schrecken dann vorbei war, musste ich mich erst einmal totlachen – ganz bestimmt 10 Minuten lang. Nun war mir ja klar, dass mein zuvor geplantes Muster wohl dahin war, aber nach der Umwickelungsaktion und dem hin und her „Geschwabber“ – war meine Erwartung da überhaupt noch eine Marmorierung sehen zu können quasi unter null.

Nach dem verrückten Erlebnis habe ich die Seife erst nach 3 oder 4 Tagen ausgeformt. Auf weitere Überraschungen hatte ich eigentlich keine Lust. Dann schnitt ich die Seife auf und war schon wieder sprachlos. Die durch den „Unfall“ entstandene Marmorierung gefiel mir auf Anhieb so dermaßen gut, dass ich mich schon wieder totlachen musste 😅. Ein echtes Unikat, denn so bekomme ich das garantiert nie wieder hin – und ganz ehrlich – das möchte ich auch nicht noch mal erleben 🤨. Der Auslauf-Schwabber-Unfall-Swirl gefällt mir ausgesprochen gut und entschädigt mich ein kleines bisschen für die riesen Aufregung, die damit einherging. Durch das wunderbare weinrote „Passionata“ (UMU) und ein kleines bisschen „Pearl Silver“ (Manske) dazwischen hat das Muster irgendwie etwas Festliches und ich musste an ein hübsch verziertes Glas Rotwein denken (obwohl ich ja nun so überhaupt keinen Alkohol trinke, hätte ich bei der Formenpanne einen gebraucht). Dazu fand ich den 3D-Trauben-Stempel irgendwie schmuck. Die Seife ließ sich ganz hervorragend mit dem Gummihammer stempeln und so war das Happy End für mich perfekt. Ich finde diese Stücke einfach „göttlich“ sowohl in der Optik als auch in der Entstehungsgeschichte, dem entsprechend habe ich sie „Divine“ getauft. 

Ich wollte das Rezept eigentlich noch etwas in Sachen Swirlbarkeit testen bevor ich es veröffentliche, aber ich denke nach der Geschichte ist eines sicher: Dieses Rezept macht einen unglaublich lange flüssigen Seifenleim 😅 und scheint daher bestens für aufwendige Swirls geeignet.

Und? Wann war Klaus das letzte Mal bei Euch? ☕

Ich brauch auf jeden Fall erst mal eine kurze Pause. Vielleicht lasse ich mich noch zu einer Seife hinreißen bis Weihnachten, wer weiß das schon. Bis dahin wünsche ich Euch eine besinnliche Adventszeit und sage wie immer: Bis zur nächsten Seife.