Der Knetseifenmantel

Es gab andere spannende Dinge und die Mantelseife rückte in den Hintergrund. Vor ein paar Monaten wagte ich einen erneuten Versuch und bin gescheitert. Der Durchmesser meiner Acrylrohre ist einfach zu klein um einen recht dicklichen CP Mantel formschön in die Rohre zu modellieren. Furchtbar klobig sah das aus, und da ich die Mäntel wirklich extrem biegen musste, um sie überhaupt in das Rohr zu bekommen, sind sie natürlich gebrochen – alles an die Seite gestellt und vergessen.

Dann kamen die Hawaii-Seifen und ich konnte mir aus Zufall und Seifenresten einen Mantel „erkneten“. Der war für mein ästhetisches Empfinden dünn genug und passte hervorragend für den Durchmesser der Rohre. Nachdem ich ein paar Tage darüber nachdachte, hat es mir einmal mehr keine Ruhe gelassen und ich bin auf Experimentierkurs gegangen mit folgendem Ergebnis:

Ich begann also Knetseife, gezielt für Mantelseifen herzustellen. Dazu verwendete ich mein „Aloha“-Rezept, denn damit ging es ja bei der Aloha-Rim so ausgesprochen gut. Allerdings habe ich die Knetseifenherstellung, so wie ich sie von Sorcery Soap kannte etwas modifiziert. Im Endeffekt geht es ja nur darum eine möglichst weiche und „gummiartige“ Seife herzustellen und dafür zu sorgen, dass das Wasser nicht aus der Seife verdunstet, damit sie eben lange so weich bleibt. Daher habe ich mir das Abfüllen in Plastikbeutel und die mehrtägige Lagerung im Kühlschrank erspart. Nach der Herstellung konnte der Seifenblock einfach ausgeformt und zugeschnitten werden. Das erste Stück durfte nach dem Ausformen noch ca. 1 h an der Luft liegen, um es für den ersten Knetversuch zu verwenden. Der Rest kam in Frischhaltefolie verpackt in den Kühlschrank. Diese Vorgehensweise hat die Wartezeit, um die Knetseife bearbeiten zu können wesentlich verkürzt.

Für den ersten Versuch siedete ich eine 3-farbige Seife. Dabei wurden die Farben TiO2, Golden Gloom WEB (VvW) und Burlesque (UMU) verwendet. Nach 24 h konnte der Seifenblock ausgeformt und geschnitten werden. Das Ganze wurde dann in 4 recht dicke Blöcke aufgeteilt. Ich nahm mir den ersten Block und knetete eine Kugel, rollte sie mit einem Nudelholz aus, faltete die ausgerollte Seife wieder zusammen, knetete erneut und rollte wieder aus. Nach drei oder vier Durchgängen kam dann dieses wunderschöne "Weltraumnebel"-Muster zur Geltung. Also beschloss ich, den Mantel so in die Acrylrohre zu biegen. Zum Ausrollen waren Backpapier und Frischhaltefolie recht hilfreich. Das Backpapier liegt auf dem Tisch, darauf kommt die Seife und darüber die Frischhaltefolie, so sieht man direkt, welches Muster sich ergibt. 

Der Mantel war nach der Prozedur allerdings so weich, dass sich sowohl Folie als auch Backpapier nicht mehr anständig lösen ließen, ohne das Ganze zu zerreißen. Ich legte alles zur Seite und beschloss einfach zu warten, um den Mantel etwas trocknen zu lassen. Gesagt – getan: Am frühen Morgen ausgerollt, konnte ich den Mantel abends lösen und in das Acrylrohr stecken. 

Das entstandene Muster finde ich ja ganz hübsch. Es erinnert mich irgendwie an Weltraumnebel. Mit Schwarz und Weiß bekommt sicher auch eine Art Marmor Optik hin. Ich fand die Farbzusammenstellung irgendwie passend für eine PÖ Mischung aus Himbeere und Vanilla White von Manske. Diese Kombi duftet wirklich sehr lecker.

Bei der Herstellung der Knetseife hatte ich einfach die drei Farben in eine Blockform mit Taiwantrennern gegossen. Beim Herausziehen ist ein Trenner leicht verrutscht und hat den braunen und weißen Leim vermischt, wobei zufällig ein kleiner Swirl entstanden ist. Ich fragte mich nun, ob es dann auch möglich wäre, diesen Swirl auf den Mantel zu bekommen. Dabei war die Herausforderung, aus vielen kleineren Stücken einen Mantel zu rollen, ohne das Muster dabei zu beschädigen. Zuerst nahm ich ein sehr dickes Stück, drückte und rollte es platt – alles zerquetscht – so  also nicht. Dann schnitt ich mehrere, dünnere Stücke ab, legte sie so aneinander, dass ein schönes Muster entstand, und rollte dann alles platt. 

Glücklicherweise haften die Knetseifenränder sehr gut aneinander. Nachdem ich fertig war, konnte ich keinerlei Risse, geschweige denn Übergänge erkennen. Die Knetseife hat sich durch das Zusammenrollen so gekittet, dass der Mantel aussah, als wäre er schon immer so gewesen – hervorragend - wir kommen der Sache schon näher. Auch dieses Exemplar ist wieder mit dem Himbeer-Vanille Mix beduftet.

Für den nächsten Versuch stellte ich mir also die Frage: Ist es möglich, einen Swirl erkennbar als Mantel zu kneten. Ich stellte wieder knetbare Seife nach dem Aloha-Rezept her und machte einen Zebraswirl. Nun war kneten natürlich nicht mehr so angebracht, da es das Muster zerstören würde. Zuerst schnitt ich mittels Japanmesser ein flächiges Stück in horizontaler Richtung ab und rollte es platt – Muster zerquetscht. 

Dann ging ich wieder nach der „Patchwork“ Technik vor. Dazu wurden zwei dünne flächige Stücke mit dem Japanmesser vom Block runtergeschnitten. Dabei ist eines zerbrochen, war aber kein Grund zur Panik, schließlich wird durch das Ausrollen sowieso alles wieder gekittet. Ich legte ich Stücke so aneinander, dass der Swirl wieder perfekt sichtbar war, und rollte NUR!  in Verlaufsrichtung der Streifen. Die Seife musste länger werden, sollte aber nicht so in die Breite quetschen. Zu meinem Erstaunen hat das tadellos funktioniert. Den zerquetschten Mantel habe ich dann einfach in Streifen geschnitten und als Spirale in die Form modelliert. Beide Seifen duften herrlich nach Fuji Apple & White Peach (ich liebe diesen Duft!). 

Nachdem also klar war, dass man den Swirl beim Ausrollen erhalten konnte, habe ich mich an einen klassischen Stäbchen-Swirl gewagt. Das Rezept habe ich dieses Mal etwas angepasst und den Anteil an Rizinusöl erhöht. Auch bei den üblichen CP Mantelseifen wird meist ein höherer Anteil verwendet. Es scheint, Rizinusöl macht die Seife flexibler bzw. gummiartiger, sodass sich die Mäntel besser biegen lassen. Die Vorgehensweise war wie zuvor. Auch hier habe ich dünnere flächige Stücke vom Block geschnitten, nebeneinandergelegt und platt gerollt. Das Ergebnis hat mich doch sehr überrascht. Der Swirl ist extrem gut erhalten geblieben und man sieht die vorherigen Nähte kaum bis überhaupt gar nicht.

Auf den folgenden Fotos habe ich extra die Naht fotografiert: Wäre nicht die Unterbrechung des Musters, würde man sie kaum wahrnehmen.

Tja, wer hätte es gedacht – Knetseife macht wunderschöne dünne filigrane Mäntel, sogar mit Swirl. Wie auch bei CP Mantelseifen braucht, diese Vorgehensweise etwas mehr Zeit. Die Knetseife hat allerdings den Vorteil, dass man kein fein abgestimmtes Zeitmanagement braucht. Hat man den Block hergestellt, kann er einfach in Frischhaltefolie im Kühlschrank verpackt aufbewahrt werden. Wenn man dann Lust hat, kann man sich ein Stück abschneiden und ausrollen. Nach dem Ausrollen habe ich einen Zeitraum zwischen 5 und 36 Stunden gewartet, bevor ich die ausgerollten Mäntel weiterverarbeitet habe. Es ist also nicht nötig, gleich alles an einem Tag zu machen. Man hat genug Zeit und noch wichtiger die Zeitspanne zum erfolgreichen Biegen des Mantels ist nicht so kurz, wie bei einem CP Mantel. Wenn man also heute nicht mehr dazu kommt, kann man alles auf morgen verschieben – oder in den Kühlschrank 😜.

Beim Einmodellieren des Mantels in die Rohre zeigte sich außerdem ein weiterer Vorteil der Knetseife. Falls der Mantel doch einmal aufreißen oder beschädigt werden sollte, stellt das kein Problem dar. Einfach leicht an die Wand der Rohre drücken und schon ist die beschädigte Stelle gekittet. Sogar die Nähte lassen sich dadurch annähernd unsichtbar zusammenbringen.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Knetseifenmäntel können wirklich schön dünn in die Form gebracht werden. Bei CP Mänteln hängt gutes Gelingen (und Endergebnis) davon ab, ob sie dünn genug und gleichmäßig genug sind. Unregelmäßigkeiten in der Mantelstärke führen oft zu „Sollbruchstellen“, weil sich dickere Areale nun einfach nicht so flexibel biegen lassen, wie dünnere Teile. Der Knetseifenmantel kann wirklich schön gleichmäßig ausgerollt werden, wodurch man im Endergebnis eine wirklich gleichmäßige und vor allem dünne Ummantelung hat.

Nun wie ihr schon merkt, bin ich sehr zufrieden mit meinem Experiment, und weil es so gut geklappt hat, ist bereits die nächste Mantelseife in Arbeit. Da sich die ja nicht von allein ausrollt, verabschiede ich mich an dieser Stelle und sage: Bis zur nächsten Seife.

Mir ist aufgefallen, dass ich die Füllung ja völlig unterschlagen habe. Erfahrene Sieder werden es wissen, aber für die Anfänger ist der Tipp bestimmt sinnvoll:

Für die Füllung habe ich meistens genau das gleiche Rezept genommen. Es ergibt, neben den knetbaren Eigenschaften, zusammen mit einem PÖ tatsächlich eine sehr feste Seife. Wesentlich ist aber, dass die Menge an Wasser für die Füllung reduziert werden sollte. Ich habe bisher gute Erfahrungen mit 25% Wassermenge für die Lauge, bezogen auf die GFM, gemacht. An Zusätzen habe ich für die Füllung meist 3% Zucker, 2% Salz und wieder 3% Natriumlaktat verwendet. Es geht aber auch ohne Natriumlaktat nur mit Salz und Zucker. Mit etwas Seide bekommt man wirklich eine extrem cremig schäumende Seife, da er Rizi-Anteil mit 10% natürlich sein Übriges dazu tut.