WEnn die Unfallseife der Geplanten die Show stiehlt
„Warum passiert das erst jetzt?!“ – war mein erster Gedanke, als ich so auf den umgekippten Topf und den sich langsam ausbreitenden Leim sah. Es ist tatsächlich das erste Mal in 2 ½ Jahren. Geplant war eine Schichtseife. Die konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt natürlich abschminken. Allerdings war noch ein Rest im Topf und den wollte ich nicht auch noch wegwerfen. Da ich das Rezept sowieso das erste Mal gesiedet hatte, funktionierte ich das Ganze einfach in einen kleinen Test um.
White Pearl
Das erste an dem ich mich erfreuen konnte war die Tatsache, dass der verbliebene Leim während der ganzen Reinigungsaktion (und das dauerte) schön flüssig geblieben war, so wie ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte.
Nachdem ich die Handschmeichler-Formen aus meinem Schrank gekramt hatte, füllte ich zuerst eine Seife ohne Duft ein. Der restliche Leim wurde dann mit der PÖ-Mischung, welche für die geplante Schichtseife gedacht war, beduftet und siehe da – zweite Erkenntnis: Die Mischung wäre nicht stark genug gewesen. Der Leim brauchte ewig um fest zu werden.
Am nächsten Tag wollte ich die Seifen gar nicht ausformen – ich war einfach noch zu bedient von der ganzen Sauerei. Da ich ja einen Schichtseifenplan hatte bereitete ich also lieber alles vor, um am nächsten Morgen per RTCP in die Schichtseife zu starten. Dabei war die Erkenntnis über das PÖ natürlich von Vorteil. Nachdem ich also am darauffolgenden Tag endlich meine Schichtseife in der Hand hielt und versöhnt war, formte ich auch die „verunglückte“ Seife aus und zack: VERLIEBT.
So eine weiße, reine, zarte Seife – die helle Farbe wirkt ganz außergewöhnlich, wenn man sie in Natura sieht – fast wie ein Perlmutteffekt (leider ist es mir nicht gelungen, dass auf’s Foto zu bekommen!). Außerdem ist sie einfach nur glatt und besonders bemerkenswert: der Eigenduft der Seife ist total angenehm und äußerst fein. Die Schichtseife war nur noch nebensächlich.
Rezept
Beide Seifen sind nach dem gleichen Rezept im RTCP-Verfahren entstanden. Sowohl die geschmolzenen Fette/Öle als auch Lauge hatten Raumtemperatur angenommen. Diese liegt zur Zeit allerdings bei 28°C (und ja, dass ist anstrengend). Der Zucker wurde vor dem NaOH im Laugenwasser gelöst. Das Natriumlaktat kam in die Fette/Öle. Nach Zugabe der Lauge sollte nur kurz! püriert/gerührt werden, bis alles emulgiert ist, damit der Leim schön lange flüssig bleibt. Es ist etwas trickreich: Wenn man nur ein kleines bisschen zuviel püriert, zieht der Leim an, zwar langsam, aber beständig. Wenn alles gut emulgiert ist, kann aufgeteilt, gefärbt und beduftet werden. Für die Schichtseife wurden 8 bereitgestellte Becher ungleichmäßig mit Leim befüllt und entsprechend gefärbt. Die PÖ Menge wurde zu 8 gleichen Teilen auf Mini-Schnappsgläschen aufgeteilt, wobei 1 Gläschen pro Schicht verwendet wurde. Die Mischung von 10g Agave und 5g Thai Bamboo in 5g Soblu HO (auf 500 g GFM) lässt den Leim zwar andicken, aber man hat noch genug Zeit, die Schicht gleichmäßig in der Form zu verteilen. Achtung: Die dünneren Schichten werden natürlich schneller fest als die etwas dickeren!
Der nächste Knaller kam beim Anwaschen: Obwohl nur 20% Schaumfett enthalten ist, schäumt die Seife so schnell und so fabelhaft, dass ich bestimmt geschlagene 10 Minuten meine Hände, völlig fassungslos, in wunderbarstem creme-fluffi-schmuse Schaum wälzte. Irgendwann machte sich dann der hohe Anteil an Soblu HO bemerkbar und die Seife schleimte. Bei "normalem" Gebrauch wird man dieses Stadium sicherlich nicht erreichen und die Reifezeit ist ja auch noch lange nicht vorbei. Ich hätte gern ein Schaumfoto gemacht, leider fehlt mir dazu eine dritte Hand. Vielleicht kann ich ja mal meine bessere Hälfte dazu überreden, mir seine Hände zu leihen.
Fazit
1) Rezept bleibt so,
2) die runden Handschmeichler ohne Farbe werden einfach NIEMALS langweilig und
3) stelle den Püri niemals in einen leicht konisch geformten Messbecher mit frischem Seifenleim!
Blue Agava
Nachdem im Seifentreff der Miniworkshop "Schicht in schlicht oder schräg" lief, bin ich irgendwie bei Schichtseife hängen geblieben. Ich wollte unbedingt eine weitere Schichtseife nach dem Design meiner Schichtrose nur in Blau- und Grüntönen. Wie man im Vergleich zur Perle gut sehen kann, hat die PÖ-Mischung aus Agave und Thai Bamboo & Coconut reichlich ins gelbliche verfärbt. Dadurch wirkt die Schicht mit der Vagonen Erde leider etwas gräulich anstatt grün. Auch die beiden Schichten mit Oasis (UMU) haben unterschiedliche Farben. Das liegt an der Menge des PÖs: Da die Schichten ja ungleichmäßig aufgeteilt wurden, das PÖ hingegen gleichmäßig, landet in der dünneren Schicht anteilsmäßig natürlich mehr PÖ, als in einer dickeren. Das führt dann zu einer stärkeren Verfärbung durch das PÖ in den dünnen Schichten. Ich finde den Effekt allerdings ganz hübsch, muss ich sagen und der Duft der Seife ist einfach großartig!
Die arme Schichtseife ist ein bisschen ins Abseits geraten, doch finde ich sie trotzdem sehr gelungen. Genauso hatte ich sie mir auch vorgestellt. So über die Maßen glücklich mache ich nun eine klitzekleine Siedepause, bis sich die Temperaturen wieder etwas beruhigt haben. Bei 30°C Raumtemperatur in einer Dachgeschosswohnung Seife zu sieden ist leider etwas zuuu schweißtreibend für meinen Geschmack. Daher verabschiede ich mich an dieser Stelle und mache erst einmal „Hitzefrei“.
Nicht vergessen:
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Christiane (Sonntag, 10 Juni 2018 10:00)
Liebe Bettie,
Gleich zwei Volltreffer auf einen Schlag! ❤️❤️❤️
Einerseits elegant in weiß und andererseits Streifenchic vom Feinsten - da freut sich mein Seifensiederherz maßlos. So schön!!!
Schönen Sonntag und ganz liebe Grüße, Christiane
Bettie (Sonntag, 10 Juni 2018 11:21)
Liebe Christiane,
na da freue ich mich aber besonders, dass dir gleiche beide Seifen so gut gefallen �. Hab vielen Dank für deinen Besuch und deinen lieben Kommentar ❤.
Dir auch einen schönen Sonntag und ganz liebe Grüße zurück,
Bettie
Tina (Samstag, 16 Juni 2018 08:18)
Liebe Bettie,
wirklich "sagenhaft" welche Schönheit dir dieses Malheur beschert
hat..... Gerne würde ich diesen Perlmutteffekt jetzt selber bewun-
dern :)) aber deine Fotos sprechen bereits Bände ❤️❤️❤️
Selbst die Schichtseife ist eine SUPERSCHÖNE geworden, ich
finde die Farben harmonieren perfekt miteinander!!!
Warum habe ich nur Sonnenblume komplett aus meinem
Seifenprogramm genommen *grübel, dank dir gibt es wieder
eine Renaissance (das Natriumlactat steht auch schon bereit
;-) )
Ganz liebe Grüße und eine schöne erholsame Pause wünscht Dir
TINA
Bettie (Sonntag, 17 Juni 2018 15:32)
Liebe Tina,
das kann man wohl sagen � Ich freue mich immer wieder über diese hübschen Perlen, wenn ich am Reiferegal vorbei gehe. Die Schichtseife gefällt mir auch sehr gut. Ich mag diese Farben und das einfache Design total und freue mich daher umso mehr, dass dir beide Schätzen so gut gefallen. Das mit dem Sonnenblumenöl ging mir genauso. Ich habe sonst immer Distel HO genommen. Das ging mir aber irgendwie auf den Keks, weil es oft viel Sodaasche oder Kreide gegeben hat. Ich habe auch bis heute keinen blassen Schimmer woran das immer gelegen haben könnte. Ich wollte Soblu HO in größerem Anteil so lange schon probieren. Dank dem Buch von Aconita habe ich mich dann getraut und bin absolut begeistert von den Seifen. Mal von der weißen Farbe abgesehen, schäumen sie auch einfach toll. Außerdem bekommt man nach der entsprechenden Lagerung harte Seifen, auch wenn man weniger feste Fette verwendet hat. Also ich kann es dir nur empfehlen – und mit etwas Natriumlaktat kann dann eh nichts mehr schief gehen �
Ich danke dir ganz herzlich für deinen Besuch und deinen lieben Kommentar ❤.
Ganz liebe Grüße zurück,
Bettie