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Mehr Mango Babassu

Mehr Cremiger Schaum?

B.nature I Handmade Soap with Babassu Oil & Mango Butter
B.nature I Handmade Soap with Babassu Oil & Mango Butter

 

 

Nach so viel schlichten und ruhigen Seifen, war mir mal nach einer kleinen Spielerei zumute. Bei dieser Seife lag mein Augenmerk auf der Erhöhung des Mangobutteranteils von 10 auf 20 %. Die Frage war, ob sich die Schaumeigenschaften der Seife im Bezug auf cremigen Schaum noch verbessern lassen. Ich ging davon aus, dass der Seifenleim bei dem hohen Anteil an Mangobutter schnell andicken würde. Trotzdem sollte es dieses Mal etwas mehr Farbe sein. Daher habe ich mich für die Mosaik-Optik von meiner ewig langen To-Do Liste entschieden. Diese Gestaltung hatte ich bei Soap Sandra gesehen und dachte ich könnte es mit dieser Technik vom Fräulein Winter kombinieren. Für die Mosaiksteine habe ich gekaufte Glycerinseife verwendet, die ich mit wasserlöslichen Farben von Behawe gemischt habe. 

 


Mir gefällt die Idee ganz gut, aber wie man sieht, muss ich die Umsetzung noch üben. Obwohl ich schon eine etwas rustikalere Optik wollte sind mir die Mosaiksteinchen doch etwas zu ungleichmäßig geworden und damit auch die Anordnung auf der Seife. Aber sei es drum - diese Seife fasziniert mich trotz ihres optischen Makels in hohem Maße, denn ihre schaumigen Seiten lassen alles andere in den Hintergrund rücken.

Nachdem ich von dem Schaum der vorherigen Rezeptur mit Babassuöl und Mangobutter sehr angetan war, stellte ich mir die Frage ob eine Erhöhung des Mangobutteranteils einen noch üppigeren und cremigeren Schaum hervorbringen könnte. 

 

INHALTSSTOFFE

Verseift wurden 28 % Babassuöl, 20 % Mangobutter, 20 % Distenöl HO, 15 % Aprikosenkernöl, 15 % Sonnenblumenöl HO, 2 % Rizinusöl und destilliertes Wasser. Desweiteren 4 % Soyacreme, 1 % Zucker, 0,5 % Salz und 0,5 % Tussah-Seide. Parfüm Green Clover and Aloe (SP).

 

VERSEIFUNG

Mischverseifung mit einer 35 %-igen Lauge aus  NaOH (90 %) / KOH (10 %) und dH2O (25 % auf GFM) berechnet für einen Laugenunterschuss (LU) von 8 %.

 

B.nature I Handmade Soap with Babassu Oil & Mango Butter
B.nature I Handmade Soap with Babassu Oil & Mango Butter

Der Seifenleim ließ sich einwandfrei emulgieren, trotz Wasserreduktion. Außerdem blieb der Leim, ungeachtet des Mangobutteranteils von 20 %, länger flüssig als erwartet und gut verarbeitbar. Ich hatte diverse Beobachtungen gelesen, dass hohe Anteile von Mangobutter den SL schneller andicken lassen. Ich habe da so ein Gefühl, woran es liegen könnte - mal sehen, vielleicht bei der nächsten Seife ;-)  

Geht’s weiß noch cremiger?

War meine Frage. Durch die Erhöhung des Mangobutteranteils erhoffte ich mir eine Antwort.

Mangobutter wird aus den großen Fruchtkernen der Mango gewonnen. Sie ist relativ teuer im Vergleich zu Shea- oder Kakaobutter, da die Ölgewinnung aus den Kernen wohl relativ aufwendig ist [1]Mir ist aufgefallen, dass es zur Fettsäurezusammensetzung von Mangobutter sehr unterschiedliche Aussagen gibt. Diese Variationen sind scheinbar durch die unterschiedlichen Sorten der Mango-Früchte begründet.

Die dominierenden Fettsäuren sind Stearinsäure mit ca. 33-44 % und Ölsäure mit ca. 44-53 % [2]. Stearinsäure ist eine gesättigte Fettsäure mit 18 Kohlenstoffatomen (C18:0) und wird gern in Rasierseifen eingesetzt, da sie einen cremigen Schaum hervorbringen soll und außerdem zur Härte der Seife maßgeblich beiträgt [3]. Der doch recht hohe Anteil der einfach ungesättigten Ölsäure (C18:1) bringt pflegende Eigenschaften mit sich, die in einer Seife immer gern gesehen sind. Ein weiterer Faktor für cremige, aber auch harte Seife ist Palmitinsäure. Diese ist wie Stearinsäure eine gesättigte Fettsäure, allerdings mit nur 16 Kohlenstoffatomen (C16:0). In der Mangobutter ist sie mit einem Anteil von ca. 7 % vertreten und auch diese Carbonsäure soll in einer Seife für sehr cremigen,stabilen Schaum und eine harte Seife sorgen [4].

Im Babassuöl finden sich im Übrigen ebenfalls Palmitin- und Stearinsäure, wobei Palmitin mit einem Anteil von ca. 10 % und Stearinsäure mit einem Anteil von ca. 4 % vertreten ist [5].

B.nature I Handmade Soap with Babassu Oil & Mango Butter
B.nature I Handmade Soap with Babassu Oil & Mango Butter

Und was bedeutet das nun?

Vollständig gesättigte Fettsäuren liegen normalerweise in einer vollkommen ausgetrecken Konformation (der Einfachheit halber „Form“) vor, weil diese für sie am „bequemsten“ ist. Da sie sich so „dünn“ machen, kommen sie sich mit ihren benachbarten Fettsäuremolekülen nicht so sehr in die Quere. Durch die gestreckte Form können die Fettsäuren dicht gepackt werden, wodurch sie in nahezu kristalliner Anordnung bei einander liegen, dh. alle sind cool miteinander und halten unglaublich fest zusammen.  


Die Härte einer Seife an sich hängt grundsätzlich davon ab, ob sich Natrium- oder Kaliumsalze der Fettsäuren bilden. Natriumseifen (Kernseife) sind sehr hart und Kaliumseifen (Schmierseife) eben sehr weich [6]

In der "Feinjustierung" hängt die Konsistenz der Seife durchaus von der Kettenlänge der Fettsäuren ab. Nun SoapCalc und mein Seifenrechner werfen mir für diese Rezeptur eine Verteilung von 14 % Laurinsäure (C12:0), 6 % Myristinsäure (C14:0), 12 % Palmitinsäure (C16:0) und 11 % Stearinsäure (C18:0) aus. Anders gesagt, die Rezeptur enthält insgesamt 43 % gesättigte, also fest zusammenhaltende Fettsäuren. Daher ging ich nun davon aus am Ende eine sehr harte Seife vorzufinden. Die Seifenrechner sagten mir, mysteriöserweise, für die Eigenschaften aber einen Härtegrad von nur 37 voraus. Davon sollte man sich nicht irritieren lassen, denn sobald das Rezept einen hohen Anteil an Ölsäure als einfach ungesättigte Fettsäure (C18:1) aufweise, kommen diese Berechnungen durcheinander, wie Aconita aus dem Seifentreff so schön erklärt hat [7]. Alle 4 der oben genannten Fettsäuren beeinflussen nicht nur die Härte der Seife, sondern sind auch für üppigen (Laurin- & Myristinsäure) und cremigen (Palmin- & Sterarinsäure) Schaum verantwortlich [8]. Wie schnell und wie gut eine Seife schäumt, hängt u.a. davon ab, wie gut sich die Natriumseifen in Wasser lösen. Die Salze der kürzeren Fettsäuren, wie beispielsweise Natriumlaurat (das Natriumsalz der Laurinsäure), können das ziemlich gut, wodurch sich schnell Schaum bilden kann*.  Der Seifenrechner zeigte mir desweiteren für den Faktor "Bubbly Lather" einen Wert von 21 und für den Faktor "Creamy Lather" einen Wert von 20 - was immer diese Werte auch bedeuten mögen. Hilfreich beim einschätzen dieser Angaben finde ich immer den Vergleich zu Rezepten die man gut kennt. Man kennt die Seife und ihren Schaum und kann dann einigermaßen einschätzen was im neuen Rezept auf einen zu kommt. Durch eben diesen Vergleich bin ich zunächst von einer gut schäumenden und sehr cremigen Seife ausgegangen.

*[Dunn, K. M. (2010). Scientific soapmaking: the chemistry of the cold process. Farmville, VA: Clavicula]

Wie sieht die Realität aus?

Hart, super-schaumig und ultra cremig 

 

Merkliche Steigerung in allen drei Punkten. Die Seife konnte 12 h nach der Herstellung einwandfrei ausgeformt werden und war bereits so knüppelhart, dass ich leichte Probleme mit meinem Drahtschneider hatte. Stempeln ging überhaupt nicht mehr. Beim aufdrücken hat dieser nicht mal Spuren hinterlassen können. Ein Test Stück habe ich bei einem sehr energischen Stempel-Versuch sogar etwas zerdrückt. Die Verdrängte Seife kam mir dabei in Form von gebrochenen Stücken entgegen – also nicht sehr geschmeidig.

Der Schaum ist sehr üppig, ob nun per Hand oder mit einem Poof geseift. Was mich aber wirklich beeindruckt hat,war das Gefühl von einer fluffigen, dichten cremigen, schmuse Schaum-Masse auf der Haut. Diese Rezeptur hat meine vorherige Seife tatsächlich um Längen übertroffen. 

Beim Dusch-Test ist sogar irgendwann das Wasser kalt geworden, weil ich vor Erstaunen so ewig seifen und schäumen musste - das eiskalte Wasser aus unserem Dusch-Boiler holte mich in die Realität zurück 😊

Und jetzt?

Die Frage war, geht’s noch cremiger? Die Antowort lautet: Ja es geht! Wunderbar, weiße cremige Seife, brauch man denn noch was anderes?

Wie immer gründen sich meine Beobachtungen auf persönlichen Empfindungen und Erfahrungen, daher kann ich den Erfolg des Rezepts für andere Herstellungsweisen und Rahmenbedinungen wie Qualität der Öle/Fette, die Raumtemperatur oder Wattzahl des verwendeten Pürierstabes etc.pp nicht garantieren. Auch hier habe ich (noch) keine Vergleichsseifen ohne Zusätze, was für eine fundiertere Aussage nötig wäre. Das werde ich aber sicherlich nachholen, sobald ich mal wieder Zeit zum sieden finde.

Für mich hat sich die genauere Betrachtung der Fettsäuremischung in meiner Seife als sehr interessant und spannend erwiesen – und irgendwie war es auch mal schön, wieder ein anständiges Biochemie-Lehrbuch* aufzuschlagen 😉.

Unter diesen Gesichtspunkten gehen mir übrigen auch die Seifen-Ideen so schnell nicht aus und da kann ich mich nur, wie immer, auf die nächste Seife freuen.

Bis dahin:

  *Für interessierte: Lehninger, Biochemie 4. Auflage, Springer Verlag

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Kommentare: 3
  • #1

    Tina (Samstag, 12 August 2017 23:47)

    Liebe Bettie,

    deine Seife ist der "Oberknaller", eine Rimmed Soap mit Mosaik Außenhülle
    zu kreieren ist eine superschöne Idee!!! Ich kann mich gar nicht satt sehen...
    Auch deine Abhandlung ist superinterressant zu lesen - auch wenn viel
    davon für mich eine "böhmisch Dorf" ist, hihi

    Liebe Grüße
    Tina

  • #2

    Bettie (Sonntag, 13 August 2017 11:50)

    Liebe Tina,
    ohh, das freut mich aber ;-)
    Vielen herzlichen Dank für deinen lieben Kommentar und deinen Besuch <3
    Liebe Grüße,
    Bettie

  • #3

    Sandra (Dienstag, 16 Mai 2023 20:06)

    Liebe Bettie,

    das liest sich ja super spannend. Dankst du, dass man die Seife auch als Rasierseife benutzen kann?
    Und darf ich fragen, ob auch diese Seife nach der RTCP Methode entstanden ist und falls nicht, bei welcher Temperatur du Fette/Öle und Lauge vereint hast?

    Liebe Grüße,
    Sandra